IRLAND 2001 | Bericht & Fotos

Mit dem Landy um die grüne Insel IRLAND / WALES / ENGLAND - August/September 2001

Reisevorbereitungen:

Nach gründlichen Vorbereitungen am Landy (neue Kreuzgelenke, Abschmieren und durchchecken des Motors), überlegten wir uns zwei Wochen vor der Abreise, was wir alles mitnehmen wollen. Platz hatten wir ja genug;
2 Alukisten mit 80 Litern Fassungsvermögen sollten auf das Dach; weitere Kisten, die Campingsachen, Stühle und sämtliche Klamotten hinter die Rücksitze sowie unter das Bett. So kauften wir ein paar Tage vor der Abreise den halben Supermarkt leer, da wir uns ausschließlich selbst versorgen wollten. Wir haben ja im letzten Jahr schon einige Kurzreisen unternommen, aber einen Monat waren wir noch nie unterwegs.

Da wir aufgrund fehlender Kühlmöglichkeiten auf frische Lebensmittel verzichten mussten, war die Reihe mit Konserven und Nudeln im Supermarkt unsere Anlaufstelle. Die folgende Liste der Lebensmittel war vollkommen ausreichend (wir brachten sogar einiges wieder mit nach Hause), da wir auf der Reise alle paar Tage frische Sachen und nötigen Kleinkram eingekauft haben:

- ca. 15 Dosen Suppen, Eintöpfe etc.
- 3 Packungen Spaghetti
- 4 große Tüten Nudeln verschiedener Sorten
- 4 Packungen fertige Tomatensauce
- ca. 1 kg Reis
- ca. 5 Tütensuppen
- 4 lange Salami
- Honig, Nutella
- Müsli
- 2 Packungen Schwarzbrot
- kein Kaffee (vergessen!), aber viel Tee
- 4 Packungen Kekse
- 8 Liter Trinkwasser
- 5 Liter Bier (zu wenig, trotz der Pubs an jeder Straßenecke)
- 20 Liter Apfelsaft (viel zu viel, 16 Liter gönnten wir eine Irlandreise und brachten sie wieder mit) - 8 Liter haltbare Milch (viel zu wenig)
- Kleinkram: Kaugummi, Zucker, Salz, Gewürze

Campingsachen hatten wir folgende dabei:

- einflammiger Gaskocher mit 5 Litern Butangas
- Campingtisch
- 2 faltbare Stühle mit Alugestell (die Dinger sind kompletter Murks. Die Sitzflächen sind zwar robust, doch die Alurohre brechen nach kurzer Zeit an den unmöglichsten Stellen. Für 79.-DM gibt ́ s den Schrott in jedem guten Outdoorgeschäft).
- Geschirr, Besteck, Dosenöffner, Spüli, Schwamm, Geschirrtücher
- 2 Teleskopstangen bis 2 m für das Vorzelt
- Heringe, Leinen
- 3 Plastikplanen (3x3m) mit Ösen (als Vorzelt). Wir brauchten nur eine.

Für kleinere Reparaturen am Landy nahmen wir einen Werkzeugkoffer mit allen gängigen Schlüsseln, Schraubenziehern und anderem nützlichen Werkzeug mit, sowie:

- Landrover Reparatur-"Handbuch" (500 kopierte Seiten in zwei Aktenordnern) - Berge-/Abschleppgurt

- Leatherman

- Beil
- Panzerklebeband (sehr nützlich!)

Ansonsten hatten wir keinerlei Spezialwerkzeug oder Ersatzteile dabei. In Anbetracht des guten Zustandes des Landys und da wir ja nicht nach Indien wollten, fanden wir unsere Werkzeug- und Reparaturausrüstung mehr als ausreichend.

Sonstiges:

  • Kamera
  • Stativ
  • 20 Filme
  • Batterien
  • Taschenlampe
  • Karten

Für die Reise nach Irland buchten wir über Irish Ferries im Reisebüro den sog. Landbridge-Tarif, der vier Fährüberfahrten beinhaltet:
Hinfahrt: Ostende - Dover
Pembroke - Rosslare

Rückfahrt: Dublin - Holyhead
Dover - Ostende bzw. Calais


Aufgrund der Hauptsaison und der Fahrzeughöhe (über 1,89m) kostete die Überfahrt für 2 Personen DM 1250.-, jedoch waren die Abfahrtzeiten bei bis zu vier Fahrten täglich frei wählbar.


Los geht’ s ... 1.Tag, 12.August: Bad Homburg (D) - Ostende (B)

So machen wir uns am 12. August voll bepackt und frohen Mutes auf den Weg zur grünen Insel. Nach drei Stunden Autobahn erreichen wir Aachen. Da ich mit dem belgischen König seit über vier Jahren über europaweit geltende Gesetze streite und daher das Pommesland in dieser Zeit nicht mehr betreten habe, mache ich den ersten Fehler und tanke kurz vor der Grenze noch mal voll. Keine 500 Meter weiter ist der Diesel dann auch prompt 20 Pfennig billiger! Nach ewig langen drei Stunden über langweilige belgische Autobahnen und mit stürmischem Gegenwind, der uns sagenhafte 95km/h schnell werden läßt, erreichen wir abends unser erstes Ziel: Ostende. Da unsere Fähre erst in ca. 23 Stunden Richtung Dover fährt, haben wir also noch genügend Zeit für das belgische Seebad.

Ich kenne ja Ostende hobbymäßig von ca. 70 Besuchen während der letzten 10 Jahre sehr gut und so kann ich Silvana die sehenswerten Ecken der Stadt (Hafen, Fischmarkt, Promenade) zeigen. Ostende hat sonst nicht viel zu bieten.

Jetzt im Sommer ist es gerammelt voll von Touristen, die sich in hässlichen Hotelburgen, welche im Seewind rosten, für zwei bis drei Wochen einmieten, um sich dann an den dreckigen Strand zu setzen, ihre Hunde auf denselben scheißen zu lassen, oder ihre Füße in die dreckige Brühe des Ärmelkanals zu hängen.

Wir übernachten auf dem Ostend Camping, der gegenüber vom Flughafen liegt und sich als Pleite erweist. Erstens sind 30.-DM zu teuer für ein paar Quadratmeter Wiese und uralte Sanitäranlagen, außerdem bietet der renovierte und gähnend leere Flughafen (wenig Fluglärm bei 5 Fliegern pro Tag) sauberste Toiletten und einen großen Parkplatz, der sich zum Übernachten prima eignet. Wer dort kein Lagerfeuer entzündet und seine Vorzeltkonstuktion eingepackt lässt, wird auch von der ansässigen Flughafenpolizei in Frieden gelassen.


2.Tag, 13.August: Ostende - Dover (GB) - Lingfield

Wir haben bis zur Abfahrt der Fähre um 19 Uhr den ganzen Tag Zeit für Ostende und so bummeln wir bei schönem Wetter durch die Stadt und am Hafen entlang. Der ganze Touristenrummel wird uns aber bald zuviel, so dass wir mittags am Fährterminal stehen, in der Hoffnung, einen Platz auf der 14Uhr-Fähre zu ergattern. Obwohl der Kahn ausgebucht ist, werden wir als allerletzte heran gewunken und bekommen unsere Bordkarte.

Der Hafenarbeiter versucht noch, uns für umgerechnet 30.-DM die
Abkleber für die Vorderlampen anzudrehen. Ich lehne dankend ab;
erstens ist der Kram nicht nötig, zweitens frage ich mich, wie viel Prozent der relativ kleinen und runden Scheinwerfer des Landys von den Klebern verdeckt und damit völlig nutzlos sein würden. Nach drei Stunden stürmischer Kanalüberquerung erreichen wir das Geburtsland des Landys: England. Über schmale Nebenstraßen fahren wir über Ashford nach Lingfield, 40 Kilometer südlich von London.


3.Tag, 14.August: Lingfield - Pembroke - Rosslare (IRL) - Wexford

Ein langer Reisetag steht uns bevor. Bisher hat der Landy 740 Kilometer fast nonstop über Autobahn prima durchgehalten. Kein plötzliches Klockern, Krachen oder andere unangenehme Geräusche, die man weit weg von zu Hause nicht unbedingt hören will. Und heute geht es direkt weiter quer durch England Richtung Westen.

Auch im Hafen von Pembroke ist unserer der einzige Landy, der als Privatfahrzeug unterwegs ist.. Bis jetzt sind uns auf der Autobahn nur Militär- oder irgendwelche Firmenfahrzeuge entgegen gekommen.
Die Zöllner am Hafen sparen sich auch die Überprüfung und grinsen nur in unser Schlafmobil hinein.
Die Überfahrt auf der leeren Fähre dauert vier Stunden, und am dritten Tag unserer Reise erreichen wir abends Irland. Da wir England ohne Tankstopp durchquerten, schreit der Landy nach Diesel, den er auch sofort für umgerechnet 1,25 DM pro Liter bekommt.


4.Tag, 15.August: Wexford - Rock of Cashel - Galtee Mountains - Ballinacourty Park

Der erste Regen auf der Tour weckt uns morgens auf, aber als wir wieder unterwegs sind, scheint sogar die Sonne bei angenehmen Temperaturen. Über die schmalsten Nebenstrecken, die wir auf der Landkarte finden können, zuckeln wir gemütlich durch die grüne Landschaft des irischen Südosten. Der seltene Gegenverkehr macht uns ehrfürchtig Platz und quetscht sich langsam zwischen Landy und Hecken an uns vorbei. Und bei jeder Begegnung mit einem irischen Auto ein kurzer Gruß mit dem Zeigefinger, der immer erwidert wird. Egal ob man Landy fährt oder nicht - man grüßt sich halt. Mittags die erste touristische Sehenswürdigkeit: Rock of Cashel. Majestätisch thronen die große Ruinen aus dem 4. Jh. auf einem 60 m hohen Kalksteinhügel über der Landschaft. Nach dessen Besichtigung fahren wir zu den Galtee Mountains. Von Kiefernwäldern überwucherte Bergzüge, in dem das idyllische Tal Glen of Aherlow liegt. Auch wenn hier alle Straßen asphaltiert sind, ist es eine einsame Tour durch dichtes Unterholz und über alte Steinbrücken.
Nachmittags erreichen wir den sehr schönen Ballinacourty Campingplatz.


5.Tag, 16.August: Ballinacourty Park

Wir entschließen uns, noch einen Tag länger zu bleiben. Schließlich wollen wir ja kein Wettrennen veranstalten.
Wir gönnen dem Landy nach 1385 Kilometern eine Verschnaufpause und erkunden die nähere Umgebung zu Fuß. Nachmittags erweist sich unsere Vorzeltkonstruktion als wasserdicht, als es zu regnen anfängt. Manchmal regnet es nur und manchmal fällt so richtig der Himmel herunter.


6.Tag, 17.August: Ballinacourty Park - Cork - Baltimore - Barley Cove

Gegen Mittag erreichen wir Cork, fahren aber direkt weiter über die Küstenstraße und Kinsale nach Westen.
Kinsale liegt an einer tiefblauen Bucht mit bunten Yachten und Fischerbooten. Enge Gässchen, herrlich verwaschene Fassaden und Schindeldächer sorgen trotz vieler Touristen für eine schläfrige Atmosphäre.

Leider zeigt sich das irische Wetter von seiner schlechten Seite. Am frühen Nachmittag erreichen wir den südwestlichsten Zipfel Irlands. Wegen des milden Golfstrom-Klimas überwiegt hier subtropische Vegetation.

Bizarre Kontraste der Palmenstrände mit schroffen, zerschrammten Bergbuckeln. In den geschützten Buchten wachsen Eukalyptusbäume und afrikanische Tropenpflanzen. Das Hinterland ist sanft geschwungen, mannshohe Fuchsienhecken ziehen sich entlang der Landstraßen. Nach einem langen Tag finden wir in Barley Cove einen Campingplatz. Es stürmt und der Regen peitscht vom Atlantik herüber, so dass wir um unser Vorzelt fürchten müssen, das wir im Regen mühsam aufstellen. Eingepackt in wind- und wasserdichte Klamotten wagen wir abends einen Spaziergang in den nächsten Ort. Pitschnass retten wir uns in ein Pub und wärmen uns bei Tee bzw. Bier (!) auf.


7.Tag, 18.August: Barley Cove - Mizen Head - Glengarriff

Es stürmte und regnete die ganze Nacht. Daher quälen wir uns nur ungern aus unserer gemütlichen Behausung. Wir wollen uns den alten Leuchtturm am Mizen Head anschauen, der auf einer steilen Klippe errichtet wurde und nur über eine alte Bogenbrücke zu erreichen ist. Bei dem Sauwetter und der schlechten Sicht sind wir am Morgen fast die einzigen Besucher, die sich das interessante Museum anschauen. Alte Logbucheinträge, Berichte über Schiffsuntergänge und Walbeobachtungen der Leuchtturmwärter sind u.a. hier ausgestellt.

Die stürmischen Regenwolken kratzen dicht über die Steilküste, als wir uns auf den Weg machen. Wir verlassen die schmale Coast Route und fahren über Bantry nach Glengarriff.
Das behäbige Dorf liegt in einer Talsenke direkt an der Bucht mit kleinen Inseln. Hier herrscht oft tropisches Klima. Palmen, Pinien, Azaleen und blühende Rhododendronhecken wachsen entlang der Küste. Hier findet man die mildesten Temperaturen in ganz Irland. Vielleicht wird das Wetter noch besser, damit wir die Landschaft auch genießen können.


8.Tag, 19.August: Glengarriff - Ring of Beara - Kenmare

Bei ruhigem Wetter fahren wir erst gegen Mittag los, um die zweite Halbinsel zu erkunden. Die Schmalspurpiste windet sich zwischen Felsentürmen immer an der Küste entlang. Überall sehen wir kleine Inselchen und Buchten, in denen die bunten Fischerboote ankern. Am Ende des Ring of Beara liegt Dursey Island, die man mit einer wackligen Cable Car erreicht. Nächste Station ist Allihies. Kleines Nest mit

herrlich bunten Häusern; viele davon sind Pubs, wo man draußen in der Sonne sein Guinness genießen kann. Der schönste Abschnitt der Route ist der ́kleine Ring ́, der in Eyries von der Hauptstraße abzweigt. Unzählige Fjorde und Felsschären mit Blick rüber zum Ring of Kerry. Bei Sonnenschein erreichen wir unser nächstes Tagesziel Kenmare, das südliche Tor zum berühmten Ring of Kerry.


9.Tag, 20.August: Kenmare - Ring of Kerry - Gap of Dunloe - Killarney

Der Ring soll das Highlight jedes Irland Urlaubes sein. Die Panorama- Straße führt immer an der Küste entlang, an tausend Buchten und Inseln vorbei. Alle paar Kilometer lockt ein Aussichtspunkt zum Anhalten. Anscheinend hat aber jeder Irland-Reisende den Ring auf dem Programm. Daher ist der Verkehr viel dichter, und es wimmelt hier nur so von Reisebussen. Auf den teilweise extrem engen Straßen kommt einem auf jeden Fall hinter der nächsten Kurve ein Bus entgegen. Der schönste Teil des Rings liegt im Süden und im Westen, wo besonders der anschließende Ring of Skelligs und Valencia Island

zu empfehlen sind. Hier sind wir auch wieder fast die einzigen auf der Straße, als wir den Landy auf einen grandiosem Aussichtspunkt quälen. Von hier haben wir einen tollen Ausblick auf die Skellig Islands - die letzten Inseln vor Amerika. Die beiden Granitfelsen stehen 13 Kilometer vor der Küste in der tosenden Brandung, wo man unzählige Seevögel und eine frühchristliche Mönchssiedlung bewundern kann. Im Jahre 600 siedelten sich hier Mönche an und ernährten sich von Fischen, Vogeleiern und den Seevögeln. Im Winter waren sie vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten, froren sich in ihren bienenkorbähnlichen Häusern aus Steinen den Hintern ab und bekamen besonders im 9. Jh. von den Wikingern ganz gehörig einen auf die Mütze, so daß die Kolonie im 13. Jh. aufgegeben wurde. Die Siedlung ist noch vollständig erhalten. Wir ersparen uns bei dem windigem Wetter die Überfahrt, die in kleinen Booten über zwei Stunden dauert. Dabei wird man bei Seegang von bis zu 5 Meter Höhe garantiert nass oder auch seekrank.

Von Waterville aus wählen wir den Weg durch die Halbinsel zurück nach Killarney. Diese Strecke ist fast nicht befahren, man begegnet keinen Touristen und vor allem keinen Reisebussen mehr. Auf der anschließenden Passstraße zum Ballaghisheen Pass stehen immer öfter Schafe und Kühe auf der Straße herum, die sich so manches Mal einen Dreck darum kümmern, dass man ein bisschen stärker ist als so ein Tier. Immer enger und steiler wird die Straße, die sich durch die höchsten Berge Irlands von Pass zu Pass windet.

Eine der atemberaubensten Straßen führt durch das Gap of Dunloe. Von Moll ́s Gap windet sich die Piste zuerst in ein einsames Tal und dann anschließend auf einen 800 Meter

hohen Pass. Hier kommt man zwar auch mit einem normalen PKW herauf, aber Allrad ist hier extrem beruhigend. Durch die wilde Landschaft zwängt sich der Weg dann parallel herunter zu mehreren Seen. Hier treffen wir auf die ersten Touristen, die sich auf Pferdekarren in das Tal bringen lassen.

Killarney ist das Mekka des Irland-Tourismus. Überall Touristen, die von hier ihre Touren unternehmen. Viel los hier, viel Trubel - daher bleiben wir auch nur eine Nacht.


10.Tag, 21.August: Killarney - Adare - O ́Briens Bridge

In der Nacht fängt es so richtig an zu regnen. Aus dem anfänglich angenehmen Klopfen der Regentropfen auf das Autodach wird später ein lautes Rauschen der Regenmassen, die sogar den Weg in das Wageninnere finden. Es schüttet bis in den Morgen hinein. Als ich bei Morgendämmerung die beschlagene Scheibe frei wische, genieße ich die ungeheure Ungerechtigkeit des Lebens, sehe die nassen Zelte draußen in den Fluten versinken, denke nur kurz an die armen Camper auf ihren nassen Isomatten, drehe mich um und schlafe wieder zufrieden

unter meiner warmen Decke ein. Blöd wird es nur vor der Abfahrt, als ich doch raus muss, um unsere klatschnassen Stühle und Campingsachen auf das Dach zu packen. Innerhalb von 5 Minuten bin ich pitschnass und rette mich wieder in den Landy. Bei der Abfahrt hinterlassen wir vier tiefe Spuren in der nassen Wiese. Ohne Frühstück suchen wir uns in Killarney ein Café, wo wir uns trocknen und aufwärmen können. In einem Internet-Café erreicht uns Post aus Australien. ́Beyond Avalon ́ sind tatsächlich im 5. Kontinent angekommen! Tolle Leistung!

Draußen haben sich inzwischen die Regenwolken verzogen und über feuchte Straßen fahren wir jetzt nach Norden. Der Vorzeige-Ort Adare liegt auf dem Weg; touristenverseucht bleiben wir nur kurz und fahren weiter in Richtung Limerick. Nördlich der drittgrößten Stadt Irlands finden wir in O ́Briens Bridge einen tollen Campingplatz am Ufer des River Shannon. Der letzte Schauer erwischt uns am Nachmittag, danach scheint nur noch die Sonne. Wir genießen das schöne Wetter und die Landschaft am Fluss und wollen hier mindestens zwei Tage bleiben.


11.Tag, 22.August: O ́Briens Bridge - Shannon Airport - O ́Briens Bridge

Die Sonne weckt uns, aber so richtig trauen wir uns nicht unter der
warmen Decke hervor in den feuchtkühlen Morgen. Nach dem
Frühstück in der wärmenden Sonne fahren wir zum Flughafen, um dort
ein paar Fotos zu schießen. Bis vor ca. 20 Jahren war Shannon Airport
das Tor nach Amerika. Fast jeder Flieger aus Europa musste hier
zwischenlanden und auftanken, um den weiten Weg über den Atlantik
zu schaffen. Das änderte sich aber, als die modernen Flieger die
Strecke rüber in einem Rutsch schafften. Plötzlich waren hunderte Jobs
am Flughafen in Gefahr. Die irische Regierung rief daher ein Programm
ins Leben, das den Airport erhalten sollte. Ausländische Firmen konnten im Umkreis produzieren und steuer- und zollfrei exportieren. Die Russen errichteten ein riesiges Tanklager für ihre Flüge nach Kuba, an dem auch die Iren teilhaben konnten. Und dann, bei Kilometer 85240, haben wir die erste Panne: Der linke Vorderreifen ist platt. Er hatte ja schon einige Wochen vorher marodiert und ab und zu Luft verloren, aber jetzt hat er wohl die Nase voll von Schlaglöchern, Splitt und Schafscheiße (sorry).


12.Tag, 23.August: O ́Briens Bridge - Limerick - Cliffs of Moher - Doolin

Wieder ein sonniger Morgen (seit zwei Tagen kein Regen!). Nach ausgiebigem Frühstück machen wir uns auf den Weg nach Limerick auf der Suche nach einem Reifenhändler, der unseren Reifen flickt oder ersetzt.
Mehrere Reifenläden haben unsere Größe nicht und schicken uns quer durch die Stadt zu einem Reifenhändler (Advance), vergleichbar mit unserem Pitstop, der auch Auspuffanlagen auf Lager hat. Der alternde Chef persönlich rollt unseren Plattfuß durch die riesige Werkstatt und verschwindet für eine halbe Stunde. In der bangen Befürchtung, einen nagelneuen, überteuerten und dazu noch falschen Reifen angedreht zu bekommen, warten wir vor der Halle. Irgendwann kommt einer mit unserem Reifen an, sagt was in gälischem Akzent von Schlauch kaputt und geflickt und so und jetzt sei er wieder okay und stellt ihn vor uns ab. Was der ganze Spaß denn wohl kostet, konnte er nicht sagen, ich solle im Büro zahlen. Und dort knöpft man mir sagenhafte 10 irische Pfund ab (umgerechnet 23.-DM) für die halbe Stunde Reifen flicken! Da bin ich doch echt überrascht und zugleich auch erfreut. Wollen wir doch mal hoffen, daß der geflickte Reifen auch eine Zeitlang hält. Wir halten dann noch mal an und wechseln erneut die Reifen: der geflickte kommt wieder an seinen alten Platz vorne links, der Ersatzreifen wieder auf die Haube.

Weiterfahrt zu den berühmten Cliffs of Moher. Die 200 m hohen Steilklippen erstrecken sich über 8 Kilometer in mehreren geschwungenen Bögen zwischen Hag’s Head und Aillensharragh. Von hier oben haben wir einen tollen Ausblick auf die Aran Islands, berühmt für ihre warmen Pullover. Den besten Blick hat man vom O’Briens Tower, doch dort tummeln sich Massen von Touristen, die sich an Souvenirständen vorbei ihren Weg zu den Klippen suchen. Vielleicht sehen wir ja Touristen fliegen, die sich erschreckend nahe an den Klippenrand wagen... Im benachbarten Doolin finden wir einen tollen Übernachtungsplatz und genießen in einem Pub unser erstes Irish Stew. Lecker!


13.Tag, 23.August Doolin - The Burren - Galway - Spiddal

Das Wetter weiß nicht so genau, wie es werden soll. Sonne oder Regen? Nach zwei Stunden kurviger Fahrt durch das riesige Steinmeer ́The Burren ́ mit seinen Hügelgräbern, erreichen wir Mittags das quirlige Galway. Hier ist so richtig die Hölle los. Viele Touristen tummeln sich in dem gemütlichen Studentenstädtchen mit seinen unzähligen Pubs. Ein kurzer Stadtbummel genügt uns, und wir quälen uns nach einiger Zeit durch den dichten Verkehr wieder hinaus in die Natur. Wir sind jetzt in Connemara, eine der schönsten Regionen Irlands. Urtümliche, raue Landschaften aus einsamen Tälern und wuchtigen Bergmassiven. Wir folgen der Küstenstraße bis Spiddal.

Auf dem Campingplatz öffnet der Inhaber sein Büro, ein ältlicher Mann mit roter Nase, gegerbter Haut und einem zerschlissenen Wollpullover, sieht den Landy und nuschelt in akzentfreiem Gälisch: "Grmupf oig nduik wghrn how old fukn carrr?" (oder so ähnlich)
"Ähhhh....pardon?"

Er versucht es noch mal: "The car, how old is the Jeep?"
Ich dreh ́ mich um und kann, außer dem Landy, kein weiteres Auto - geschweige denn einen Jeep - erkennen.
Ich stelle mich dumm: "Which Jeep?"
Er glotzt mich an, als sei ich das Dümmste, was ihm in den letzten fünf Jahren über den Weg gelaufen ist und zeigt wortlos und kopfschüttelnd mit seiner dreckigen Hand auf unser Auto.
"Ahhh.....four....he is four", meine ich grinsend, als sich der Alte gerade wieder umdreht und ins Haus schlurft.
"But he ́s not a Jeep", rufe ich ihm mit erhobenem Zeigefinger nach. Er hält inne, dreht seinen Kopf und blickt mich an, als habe ich ihm gerade meine Absicht kundgetan, auf seinen Fußabtreter zu kacken. "What?", grummelt er entsetzt.
"He ́s not a Jeep, he ́s a Landy. A Jeep is an American car, originally built for the army and..."
"Where are you from?", unterbricht er mich mit hasserfüllten Augen.
"Ge...Germany"
"Hmpf", brummt er, als sei für ihn jetzt alles klar. "Eight pounds for camping", sagt er noch, gibt mir eine Quittung und lässt mich einfach stehen.
Ich finde, das musste einfach mal geklärt werden.


14.Tag, 24.August: Spiddal - Clifden - Sky Road - Kylemore Abbey – Cong

Wir fahren auf der einsamen Küstenstraße durch Connemara in Richtung Clifden. An den schönsten Plätzen halten wir an, setzen uns in der wärmenden Sonne ans Wasser. In diesem Teil Irlands stoßen wir immer wieder auf die großen Torfgebiete, die hier abgebaut werden. Der Torf wird dann in handliche Stücke geschnitten, am Straßenrand aufgestapelt und getrocknet, damit man ihn später zum Heizen nutzen kann.
Hinter Clifden befindet sich die atemberaubende Sky Road, eine Panoramastraße hoch über dem Wasser mit Blick über die Küste und das Meer.

Weiter geht’s über einsame Landstraßen durch das Hochmoor Connemaras nach Kylemore Abbey. Vor dieser berühmten Fotokulisse drängeln sich mal wieder die Touristen. Unser Tagesziel ist Cong, wo sich u.a. das teuerste Hotel Irlands befindet (Ashford Castle). Ein riesiges Schloss mit Türmen und Zinnen, Wassergraben und riesigem Park. Eine Übernachtung hier würde unser gesamtes Budget für vier Wochen Camping bei weitem übertreffen.


15.Tag, 26. August: Cong - Westport - Achill Island - Ballina

Saukalt ist es in der sternklaren Nacht gewesen. Jeden Morgen sind die
Scheiben beschlagen, und es fällt uns oft sehr schwer aus dem Auto
rauszukrabbeln. Über Westport fahren wir nach Achill Island. Die Insel
ist über eine Brücke mit dem Festland verbunden. Hier erlebt man
Irland von seiner wildesten Seite. Hohe Klippen mit tosender Brandung,
riesige, einsame Strände, auf die sich höchstens ein paar Kühe
verirren, weite Hochmoore und gewaltige Berge. Die Insel wird vor
allem von irischen Touristen besucht, Leute vom Kontinent kommen nur
selten hier raus. Wir haben jetzt geographisch den entferntesten Punkt
von zu Hause erreicht: 2963 Kilometer; und das alles ohne Probleme. Von jetzt an geht es wieder heimwärts. Naja, 15 Tage haben wir noch dazu Zeit, die Hälfte ist aber jetzt schon rum. Am frühen Abend erreichen wir Ballina, ein kleiner Ort im Nordwesten Irlands, größte Stadt der Provinz Mayo.


16.Tag, 27.August: Ballina - Lough Conn - Ballina

Ruhetag im Nordwesten Irlands bei schönem Sommerwetter. Wir machen unsere Ruhetage immer vom Zustand des Campingplatzes abhängig, und dieser hier ist echt Klasse. Billig, sauber und viel Platz. Keine plärrenden Kinder, die den Campingtisch für ihre Spiele brauchen, keine Hunde, die die Essensreste aus den Töpfen lecken. Wir unternehmen nur einen kurzen Ausflug zu einem See, schauen uns in Begleitung von zwei verrückten Hunden und zwölf wilden Kühen eine alte Abtei an und entdecken sogar einen alten Landy. Landys sind in Irland echt Mangelware.


17.Tag, 28.August: Ballina - Sligo - Lough Key Forest Park

Schon am Vormittag sind wir in Sligo, laufen über den riesigen leeren Strand und überqueren auf dem Weg zu einer alten Ruine aus dem Mittelalter mal so eben die Landebahn des Flughafens. Man muss sich das mal vorstellen: Überall ist das Gelände mit Zäunen und Stacheldraht gegen unbefugten Eintritt gesichert, aber da, wo der Trampelpfad zur Ruine führt und durch die Landebahn unterbrochen wird, befindet sich ein Drehkreuz im Zaun.

́Beware of low flying aircraft ́

warnt uns nur ein Schild. Wir erreichen hier auch den nördlichsten Punkt unserer Reise. Wir haben zwar noch genügend Zeit, aber dann wird es vielleicht am Ende in Dublin zu knapp, vor allem, weil wir das U2-Konzert bei Dublin noch als Ziel im Hinterkopf haben. Also lassen wir die nördlichste Provinz Irlands - Donegal - aus und fahren parallel zur Grenze von Nordirland nach Osten. Aufgrund der jüngsten Unruhen machen wir auch einen Bogen um den britischen Teil der Insel.


18.Tag, 29.August: Lough Key - Athlone

Es regnet! Zwar nur leichter Nieselregen, aber es kommt feucht vom Himmel herunter. Seit über einer Woche (!) der erste Regen. Noch ein bisschen unschlüssig, wohin es gehen soll, fahren wir über Roscommon nach Süden. Im Radio ist das Hauptthema das bevorstehende U2-Konzert am Wochenende. Wer keine Karten hat, soll das Gelände weiträumig meiden, da über 80.000 Leute erwartet werden. Hm, dann ist wohl doch nix mit dem Konzert. Nach zwei Stunden kommen wir in Athlone an. Die Stadt liegt mitten in Irland am Lough Ree, durch den der Shannon fließt. Von hier sind es zu jedem

Ort in Irland nur höchstens drei Stunden. Wir überlegen, ob wir zu dem bisher schönsten Ort noch mal fahren, so nah hätten wir es nie wieder. Aber wir bleiben dann doch an einem ruhigen Campingplatz nördlich der Stadt. Lange Zeit sind wir die einzigen Gäste auf dem Platz, der übermorgen schon schließt. Das uralte Ehepaar, das den Platz ihr Eigen nennt, gibt uns sogar den Schlüssel zum Eingangstor. Einsam steht der Landy auf dem leeren Campingplatz…


19.Tag, 30.August: Athlone - Kildare - Roundwood

Der Regen hat in der Nacht aufgehört. Um kurz vor Elf sind wir unterwegs in Richtung Dublin. Nach einiger Zeit erreichen wir Kildare, wo wir uns für teuer Geld einen japanischen Garten anschauen. Nach einer Stunde Bonsai haben wir genug und setzen unsere Reise fort. Dummerweise verfahren wir uns; erst unbemerkt, nur die Straße wird merklich schlechter, aber als uns nach zehn Minuten die irische Armee in Form von zwei Panzern entgegenkommt, bemerken wir unseren Fehler und sehen uns mitten auf einem Truppenübungsplatz. Aber ein Landy kann ja nicht schlechter sein als ein Panzer, und so werden die verdutzten Männer in Grün erst einmal freundlich gegrüßt. Da wir uns nicht auf eine Diskussion mit den Beschützern der Insel einlassen wollen, fahren wir ohne anzuhalten einfach weiter.
Am späten Nachmittag erreichen wir Roundwood in den Wicklow Mountains, 30 Kilometer südlich von Dublin. Da von hier aus der Bus nach Dublin fährt, werden wir noch mindestens einen Tag länger bleiben.


20.Tag, 31.August: Dublin

Wieder ein Ruhetag für den Landy. Wir fahren mit dem Bus in die irische Hauptstadt, wo wir den ganzen Tag verbringen. Etwas ziellos laufen wir drauf los, über die Grafton Street, die bekannte O ́Connell Street, zum Trinity College und am River Liffey entlang. In einem Zeitungsladen kaufen wir uns die letzte Ausgabe der LRO und entdecken den Termin für die LRO-Show nächste Woche in Stoneleigh. Da müssen wir hin! Wir vertrödeln den Tag in der Stadt, essen fettige Fish&Chips mit viel Essig und dösen anschließend im Stadtpark. Im berühmten Bezirk Temple Bar sind am frühen Nachmittag alle Pubs schon gerammelt voll, aus den offenen Fenstern dröhnt irische Musik. Wer sich nicht vorsieht, kann sich hier echt fest trinken und kommt vor Mitternacht nicht mehr nüchtern raus - ist aber vielleicht auch gar keine dumme Idee. Die Füße tun uns weh, als wir abends wieder im Bus auf dem Weg nach Roundwood sitzen.


21.Tag, 01.September: Roundwood - Glendalough - Roundwood

Der Wetterbericht im Radio hat uns für die nächsten Tage Regen versprochen. Kaum sind die Nachrichten verklungen, fängt es an zu nieseln. Ein Rucksackler aus Hildesheim schleicht um den Landy und fragt nach einer Mitfahrgelegenheit, er bekommt aber nur einen Tee und die Option, sich auf das Dach setzen zu können. Wir fahren nach Glendalough zu den Ruinen einer alten Klosterschule aus dem 11. Jh. Von der Kathedrale sind nur noch Überreste erhalten; vollständig erhalten ist der 30 m hohe Rundturm und der große Friedhof, wo Mönche, die schon 800 Jahre tot sind, neben Leuten liegen, die letztes Jahr gestorben sind.

Mittags sind wir wieder in Roundwood. Irland besiegt die Holländer mit 1:0, was zu einem Ausnahmezustand auf der Insel führt, England demontiert Deutschland in München (wunderbar der Originalkommentar im englischen Fernsehen) und U2 liefern gerade das beste Konzert aller Zeiten keine 100 Kilometer von uns entfernt, aber eben ohne uns...

Meine Zigaretten sind alle und ich will jetzt Bier trinken. Es regnet.
Am Ende des Ortes finden wir ein urgemütliches Pub, wo nach drei Guinness die ewigen Wiederholungen des deutschen Fußballdisasters immer lustiger werden.


22.Tag, 02.September: Roundwood - Dublin - Airport - Dublin Docks

Obwohl wir nicht mit dem Auto durch Dublin fahren wollen, führt uns die Umgehungsstraße mitten durch die Stadt. Sollten wir einen Wegweiser übersehen haben? Aber durch den geringen Verkehr am Sonntag kommen wir gut durch die City. Und sind nach einer Stunde am Flughafen. Wir verbringen einige Stunden dort und ich knipse ein paar bunte Flieger. Nachmittags gehen wir noch Lebensmittel einkaufen - die letzten irischen Pfunde müssen weg und fahren dann zum Hafen. Dort parken wir den Landy neben den Check-In-Spuren, in der Hoffnung dort ungestört über Nacht parken zu können. Jetzt haben wir noch 15 Stunden bis zur Abfahrt unserer Fähre nach Holyhead. Wir können sogar auf die 18 Uhr-Fähre, aber die würde uns 54 Pfund mehr kosten. Also bleiben wir hier und warten bis morgen früh. Unter den riesigen gelben Lampen des Hafengeländes parken wir ungestört bis zum nächsten Tag.

Heimwärts über Wales und England... 23.Tag, 03.September: Dublin Docks - Holyhead – Pentreath

Der ewige Spruch vom Tonband, dass falsch geparkte Autos abgeschleppt werden, ließ uns schlecht schlafen. Als wir um 8 Uhr aufwachen, brauchen wir nur in die Schlange neben uns einzureihen. Nach einer weiteren halben Stunde befinden wir uns auf der größten Autofähre der Welt, die uns nach Wales bringt. Nach 20 Tagen Irland verlassen wir die Insel und werfen mitten auf der Irischen See eine Flaschenpost über Bord, auf dass sie nicht an der nächsten Klippe zerschellt...

Es liegen noch 9 Tage England vor uns. Hoffentlich mit genau so tollen Eindrücken und gutem Wetter, wie in den letzten drei Wochen. Nach knapp drei Stunden legen wir in

Holyhead an. Hier auf der Insel Anglesey sind wir auf den Spuren von Landrover. Wir sind in der Heimat der Landys angekommen. Ein paar Kilometer von hier soll in der Red Wharf Bay vor über 50 Jahren der erste Landy gefahren worden sein. Dass hier Landys nicht unbekannt sind, sehen wir schon kurz nach der Ankunft im Hafen: Überall Landys jeden Alters. Wir kommen uns vor, wie auf einer Pilgerfahrt. In Pentreath finden wir einen vereinsamten Campingplatz; sein Besitzer - Landyfahrer - freut sich über Besuch aus Deutschland mit britischem Gefährt.

Bei einem abendlichen Spaziergang in den Ort sehen wir durch Zufall das Schild eines 4x4-Händlers. Auf seinem Gelände stehen 5-10 Landys unterschiedlichen Alters und Zustand, und überall wird zwischen Schrott und Ersatzteilen kräftig herum geschraubt. Wir entdecken einen alten 109er, der uns auf Anhieb sehr gut gefällt. Wir kommen mit dem Chef ins Gespräch, der uns den 109er auch sofort für 1450 £ überlassen will. Bei einer anschließenden Probefahrt können wir uns vom hervorragenden Zustand des Landys überzeugen. Trotzdem: ein technischer Unterschied von über 20 Jahren ist nicht von der Hand zu weisen. Etwas unbeholfen mühen wir uns mit dem störrischen Gefährt ab. Beim anschließenden Smalltalk mit dem Chef lernen wir, dass Landys Frauen sind. Er nennt jeden Landy auf dem Hof ́she ́. Wir entschließen uns, den 109er nicht zu kaufen. Für so ein ́Spielzeug ́ brauchen wir Platz zum Schrauben und auch die nötige Erfahrung. Stattdessen erstehen wir nur eine Leiter für unseren Dachgepäckträger.


24.Tag, 04.September: Pentraeth - Beaumaris - Llanfair PG - Beddgelert

Nachdem wir von einem Waliser unzählige Tipps für unsere Weiterreise bekommen haben, fahren wir am Vormittag nach Beaumaris. Dort schauen wir uns das gut erhaltene Castle aus dem Jahre 1295 an. Eine riesige rechteckige Anlage mit Wassergräben und Türmen, das beste, was es damals an Festungsarchitektur gab. Es war das letzte Castle, das Edward I. baute, um die walisischen Freiheitskämpfer in Schach zu halten. Die Insel Anglesey ist nur ca. 1 km vom walisischen Festland entfernt, verbunden durch zwei große Brücken, die bei ihrer Entstehung damals eine architektonische Meisterleistung waren. Kurz hinter der Menai Bridge befindet sich wohl das berühmteste Dorf Wales ́ mit dem längsten Ortsnamen der Welt:

Llanfairpwllgwyngyllgogerychwywyrndrobwllllantysiliogogogoch 

Übersetzt heißt der Name in etwa:

Marienkirche bei der weißen Haselnussquelle, nahe dem wilden Strudel an der Sysilio-Kapelle in der roten Höhle.

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Der Ort wurde im 19.Jh. von einem einheimischen Schneider auf den absolut unaussprechlichen Namen getauft. Er wollte dadurch die Aufmerksamkeit der Touristen auf den Ort ziehen, was ihm auch gelungen ist. Ein beliebtes Fotomotiv ist das Ortsschild am stillgelegten Bahnhof. Nach einem Stopp an einer Tanke (wir verlieren wieder Luft am geflickten Reifen), fahren wir rüber auf das walisische Festland in das Snowdonia Gebiet. Ein Blick auf die Landkarte zeigt uns die ulkigsten Ortsnamen: Bryn Celli Ddu, Cwmyoy, Gwydyr, Llyn Cwm Llwch. Namen, die sich anhören, als würge eine Katze ein Haarbüschel aus...

Wir fahren durch die spektakuläre Landschaft des Mount Snowdon. Dramatische Berglandschaften, wuchtige karge Felsgipfel, Zinnen und Cliffs, aber auch Wasserfälle und kristallklare Seen. Das gesamte Gebiet ist zum Snowdon National Park zusammengefasst, alljährlich kommen rund 12 Mio. Besucher. Bergwandern ist eine der beliebtesten Freizeitaktivitäten; bei schönem Wetter wird der 1085 m hohe Snowdon Ziel der vielen Wanderer. Wer zum Laufen zu faul ist, kann sich auch mit einer Zahnradbahn hochfahren lassen. Da die Berge aber heute komplett in Wolken eingehüllt sind, können wir uns den Aufstieg schenken und fahren weiter durch die bergigen Straßen nach Beddgelert.


25.Tag, 05.September: Beddgelert - Blaenau Ffestiniog - Beddgelert

Regen am Morgen, obwohl es gestern Abend noch so schön war. Unser Lagerplatz verwandelt sich langsam in ein Matschloch, die gestern Abend gewaschene Wäsche hängt wasserbeladen träge von der Leine herunter.

Bei dem ekligen Dauerregen entschließen wir uns zu einem Besuch der Schieferminen, die es hier in der Gegend zu Hauf gibt. Wales ist berühmt für seinen Schiefer. In Blaenau Ffestiniog gibt es die Llechwedd Caverns, die man besichtigen kann. Blaenau Ffestiniog ist ein trostloses Kaff in den Bergen. Überall ringsherum

Schieferabraumhalden. Schiefer überall. Die Häuser, die Hänge, die ganze Landschaft silbrig-grau. Bei diesem Regen deprimierend.
In den Llechwedd Caverns gibt es zwei Touren. Die Underground-Tramway Tour führt mit einem ratternden Loren-Zug hinein in den Berg. Drinnen gibt es dann eine Führung durch die Minenkammern, wobei ein Kumpel jede Menge Infos gibt. Die zweite Tour führt 150 m hinunter in die Stollen, in eine Welt voll bizarrer Schönheit. Zu Fuß durch zehn Kammern zu einem unterirdischen See. Und das alles bei konstanten 10 Grad Celsius Lufttemperatur. Draußen wechselt das Wetter zwischen leichtem Nieselregen und kräftigen Schauern. Nach einer Rundfahrt knapp unter der Wolkengrenze wärmen wir uns in einer Mischung von Café und Antiquitätenladen bei Cream Tea auf. Das Sauwetter scheint die Briten aber nicht sonderlich zu stören. So manch einer rennt noch draußen im T-Shirt rum und andere finden es leicht ironisch: "lovely, isn ́t it ?“


26.Tag, 06.September: Beddgelert - Hay on Wye

In der Nacht hörte der Dauerregen auf. So kommen wir am Morgen endlich mal wieder trocken von der Dusche zum Auto. Heute fahren wir fast einmal durch Wales nach Süden, wo wir am Nachmittag in Hay on Wye ankommen. Der Ort besteht fast nur aus Second-Hand- Buchläden. Im Innenhof einer Burg stehen sogar tausende Bücher draußen in verrosteten und durchgebogenen Regalen herum. Und Landys gibt’s hier ohne Ende. Leider gibt es wenig Literatur zum Thema Landy, ist wohl schon alles von Freaks weggekauft worden.


27.Tag, 07.September: Hay on Wye - Solihull - LRO Meeting Stoneleigh - Stratford

Sehr früh brechen wir Richtung Birmingham auf. Wie jeden Morgen ist der erste Stopp eine Tankstelle, um den kränkelnden Reifen aufzupumpen. Gegen Mittag sind wir in Solihull, in der Hoffnung, am Landy-Werk ein Museum oder ähnliches zu finden. Das befindet sich aber nicht hier, sondern im Heritage Motor Centre in Gaydon, eine halbe Stunde südlich von Birmingham. Deswegen fahren wir sofort weiter nach Stoneleigh zum LRO Meeting. Im Ort finden wir nichts von einer Show; wir haben den Eindruck, das falsche Stoneleigh erwischt zu haben. Ab und zu kommt ein Landy vorbei - mittlerweile nichts Ungewöhnliches mehr - denen wir einfach folgen. Und dann auf einmal nur noch Landys. Hunderte stehen nebeneinander auf einer riesigen Wiese, die Besucher drängen sich zum Ausstellungsgelände, alles weiträumig abgesperrt und bewacht von Marshalls und Polizei. Leider haben wir keine Reservierung für das Camp, so dass wir nur zu den Tagesbesuchern gehören. 

Die Show ist ziemlich groß. Man kann vielgucken und vor allem, viel kaufen. Vom kleinsten Ersatzteil bis zum kompletten Land Rover. Mehrere hundert Landys der Aussteller sind hier zu bewundern. Prototypen stehen nebeneinander: SIIa, SIII, der
erste 110er. Kuriose Aus- und Umbauten, wo man sich viele Tipps und Anregungen holen kann. Auf einem Trail kann man sein Landy auch versenken, sowie unter fachkundiger Anleitung lernen, wie man sein Gefährt nicht versenkt. Wir finden alles ziemlich beeindruckend, was so ein Auto bei den Briten alles bewirken kann, die sich sogar 1:5 Replicas für ihre Sprösslinge für 6000.- DM kaufen. Originaler Nachbau des Landys, den Papa fährt.

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Mit ein paar Ersatzteilen versorgt, machen wir uns am Nachmittag wieder auf den Weg.
In Stratford finden wir einen netten Campingplatz; auch sonst ist der Ort, in dem Shakespeare geboren wurde, schön anzuschauen. Viele Kanäle mit bunten Ausflugsbooten sowie alte Fachwerkhäuser und ein großer Park.


28.Tag, 08.September: Stratford - Gaydon - London

Wir sind die ersten im Heritage Motor Museum. Hier befindet sich die größte Sammlung der Welt historischen englischen Fahrzeugen. Jede Marke ist vertreten: Natürlich Land Rover, aber auch MG, "Mini", Jaguar und etliche andere. Über 400 Autos kann man hier bestaunen. Sehr interessant sind die eng zusammengestellten Landys, vom Serie Landy bis zum aufgeschnittenen Defender ist alles vertreten. Am liebsten würden wir einen mitnehmen. Den erstehen wir aber in Form eines Models im angrenzenden Shop, sowie einige Postkarten aus alten Landy-Zeiten.

Mittags sind wir auf dem Weg nach London. Nach knapp zwei Stunden befinden wir uns auf dem Autobahnring. In der Landkarte ist ein Campingplatz westlich der Stadt eingezeichnet, den wir aber nicht finden können. Wir erinnern uns an die Erzählung des Walisers vom Campingplatz in Pentraeth, der einmal mitten in London gecampt hat. Den Platz finden wir auch auf der Landkarte - 1 cm südlich von Westminster. Da soll es einen Campingplatz geben? Egal, einfach mal hinfahren und nachsehen. Über die Autobahn geht es eine Zeitlang in die Stadt rein, dann folgen wir der South Circular Road A205. Fast zwei Stunden zuckeln wir stop & go von einer Ampel zur nächsten. Und das mitten in London bei dem Verkehr. Obwohl wir bestimmt noch 10 Kilometer vom eigentlichen Stadtzentrum entfernt sind, haben wir den Eindruck, dass wir uns schon mittendrin befinden. Für ein paar Kilometer brauchen wir fast eine Stunde.

Die rot gekennzeichnete Umgehungsstraße auf der Landkarte ist in Wirklichkeit auch nur eine verstopfte zweispurige Stadtstraße, wie jede andere auch - nur voller. Das ewige Stop&Go, das stete Gekrieche im ersten oder zweiten Gang scheint dem Landy nicht besonders gut zu bekommen. Er ächzt und rumpelt im Getriebe, hakelt in den Gängen und quietscht an irgendwelchen Stellen vor sich hin. Sind ihm (ihr!) die letzten 4600km in den vergangenen vier Wochen doch nicht so gut bekommen? In Crystal Palace finden wir einen kleinen Campingplatz. Erstaunlich, mitten in London eine grüne Oase mit einigen Zelten und Wohnwagen. Für Londoner Verhältnisse ist der Preis auch recht günstig: Umgerechnet 75.-DM für zwei Personen plus Auto für zwei Tage. Für ca. 20.- DM kaufen wir uns ein Wochenendticket für alle Busse und die Underground und sind nach knapp einer Stunde mitten in der City.

An diesem sonnigen Nachmittag erledigen wir London mal kurz im Schnelldurchgang: Westminster, Horse Guard, Trafalgar Square, Picadilly Circus, Oxford Street und Buckingham Palace. Trotz Sturmklingeln macht Lizbeth nicht auf, wahrscheinlich sind die Königs grade nicht da, beim Einkaufen oder so. Das nächste Mal ruf ́ ich vorher an und sag ́ Bescheid, dass wir kommen. Nach zwei Stunden haben wir London gesehen, morgen schauen wir es uns aber noch genauer an.


29.Tag, 09.September: London

Um halb Zehn hocken wir schon wieder im Bus auf dem Weg in die Stadt. Schönes Wetter, um bei Madame Tussauds eine halbe Stunde in der Schlange zu stehen. Wir sind gespannt, was uns für 75.-DM (!) Eintritt so geboten wird. Aber der Besuch lohnt sich. Überall stehen ́Bekannte ́ rum. Hätte nicht gedacht, dass Helmut Kohl so....viel ist.

Zu Fuß geht’s zur Speakers Corner, wo sich die Briten selbst nicht so ernst nehmen, und einige Leute das umherstehende Publikum mit teilweise total nebensächlichen Themen unterhalten. Beliebtes Thema ist heute aber anscheinend auch Jesus.

London ist teuer, sauteuer. Ein Essen ist nicht unter 50.-DM zu bekommen, ein Kaffee kostet bis zu 8.- DM. Wer mit dem Riesenrad fliegen (!) will, ist mit seiner Familie schnell einen Hunderter los. Wir nutzen unser Busticket und fahren damit kreuz und quer durch die Stadt. Nachmittags stehen wir vor der überwältigen Tower Bridge, die in der Sonne strahlt. Unsere Füße tun weh, müde und abgeschlagen sitzen wir später im Bus und fahren durchs abendliche London zurück nach Crystal Palace.

Die Fahrt im Linienbus ist heute besonders lustig, da sich der Busfahrer anscheinend total verfahren hat. Irgendwann hält er an und fragt in der Zentrale nach dem richtigen Weg. Einige Passagiere sind etwas verunsichert und schauen fragend auf die Busnummer, ob sie überhaupt in der richtigen Linie sitzen. Aber irgendwie nehmen das alle hier sehr gelassen. Irgendwann sind wir wieder auf dem richtigen Weg und gegen 20 Uhr am Campingplatz.


30.Tag, 10.September: London - Dover (GB) - Calais (F) - Bad Homburg (D)

Durch den morgendlichen Verkehr sind wir schon nach einer halben Stunde aus London heraus. In Canterbury hauen wir noch das letzte Geld auf den Kopf und fahren dann zur Fähre nach Dover. Irgendwie haben wir uns ein bisschen verrechnet, denn wir haben schon vor drei Tagen gemerkt, dass unsere Fähre eigentlich erst morgen fährt. Aber ehrlich gesagt haben wir keine große Lust mehr und freuen uns auf ein richtiges Bett, eine schöne eigene Dusche und ein kurzer Weg zum Klo, ohne sich jedes Mal die Schuhe anziehen zu müssen. Zwar ist die Fähre heute ausgebucht und fährt auch nicht nach Ostende, sondern nach Calais, aber das ist uns eigentlich schnurzpiepe. Wir stellen uns trotzdem an und dürfen uns kurze Zeit später einreihen. Mir fällt beim Check-In wieder auf (wie bei allen drei vorangegangenen Überfahrten), dass es den Leuten völlig egal ist, mit welchem Auto man da vorfährt.

Wir haben den Tarif für Autos über 1,89 m zahlen müssen, was natürlich um einige hundert Mark teurer ist, als ein normales PKW-Ticket. Ob das Auto jetzt 1,40m oder 2,50m hoch ist, ist spätestens am Hafen und erst recht in der Fähre total egal. Kann man evtl. bei der nächsten Reise nach England ein paar Scheine sparen? Wäre mal wert, es einfach auszuprobieren.

Der Hüpfer über den Kanal dauert nur knapp eine Stunde, so dass wir am Nachmittag wieder auf dem Kontinent sind. In Begleitung eines holländischen Landys fahren wir über Belgien Richtung Heimat. Die Nachtfahrt zieht sich etwas, die Knochen tun weh und das heimische Bett schreit nach uns. Gegen 01:30 Uhr sind wir wieder zu Hause.

Der Tacho zeigt 88348 Km. Wir haben also in den letzten Wochen genau 5411 Kilometer runtergespult. Bis auf die Reifenpanne und eine lose Schraube im Schloss der Cubbybox (!) hatten wir keine einzige Panne.
Auch beim Verbrauch können wir nicht meckern: Durchschnittlich nur 8,1 Liter (!!!) verbrauchte der ziemlich bepackte Landy (mit Alukisten auf dem Dach) auf der Tour. Das mag vielleicht einige wundern, aber wir sind immer sehr langsam und schonend gefahren. Bis auf die knapp 2000 Kilometer Autobahn (90-110 km/h) lag unsere Durchschnittsgeschwindigkeit auf den irischen und englischen Landstraßen bei teilweise unter 30 km/h.


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