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"auf Pad"
Namibia mit Kleinkind
01. - 23. November 2004
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1.
Tag, 01.11. Flug Deutschland - Namibia
Check-In am Frankfurter Flughafen am Nachmittag.
18:50 Uhr Flug Frankfurt - Düsseldorf
20:45 Uhr Weiterflug Düsseldorf - Windhoek
2. Tag, 02.11. Windhoek
Nach über 10 Stunden Flug mit dem LTU-Airbus landen wir um
8 Uhr morgens auf dem Hosea Kutako Airport von Windhoek. Schon lange
vor der Landung bewundern wir das weite und spärlich bewachsene
Land unter uns, wo es scheinbar außer Berge, riesigen Landflächen
mit Buschwerk, durchzogen von staubigen Pisten, nichts anderes gibt.
Die Einreise geht zügig und ohne große Formalitäten
schnell voran. Zum Reisepass, der noch mindestens 6 Monate nach
Ausreise gültig sein muss, benötigen wir ein kleines Einreiseformular,
das wir im Flughafen ausfüllen.
Am Gepäckband nehmen wir unseren Kindersitz und eine Reisetasche
in Empfang und warten eine weitere halbe Stunde vergeblich auf unsere
zweite Tasche sowie eine Alukiste. Beide sind anscheinend nicht
mit im Flieger gewesen!
Beim Lost & Found - Schalter nimmt man sich unserem Problem
an und verspricht, die fehlenden Gepäckstücke in den nächsten
Tagen in unsere Unterkunft nachzuschicken.
Durch diese erste unplanmäßige Verzögerung am Flughafen
lässt uns fast unser Abholer von Britz stehen, den wir im letzten
Moment in der Ankunftshalle abfangen können.
Etwas gestresst, verschwitzt, übermüdet aber aufgedreht
sitzen wir kurze Zeit später im VW-Bus auf dem Weg in die 45
Kilometer entfernte Hauptstadt Windhoek. Auf der knapp 45-minütigen
Fahrt wirken die ersten Bilder Namibias auf uns: eine Savannenlandschaft,
umrahmt von bis zum 2500 m hohen Bergen, klare Luft, blauer Himmel,
trockene Flussläufe und unendliche Weite.
Der erste Eindruck von Windhoek ist beeindruckend. In einem Hochtal
gelegen, erinnert die Stadt eher an ein deutsches Provinzstädtchen
als an eine afrikanische Metropole. Erinnerungen an die deutsche
Kolonialzeit, Fachwerkhäuser, koloniale Standbilder und zum
Teil deutsche Straßennamen beherrschen mit auffallender Sauberkeit
das Stadtbild, gepaart mit überwiegend schwarzer Bevölkerung
und einem Mix aus europäisch-afrikanischen Einflüssen.
Ein Miteinander der Völkervielfalt, europäische Geschäftigkeit
und afrikanische Gelassenheit, Gratwanderung zwischen erster und
dritter Welt, Wohlstand und Armut nahe beieinander.
80% der schwarzen Bevölkerung Windhoeks ist arbeitslos und
treibt sich scheinbar ziellos u.a. auf der quirligen Hauptstrasse,
der Independence Avenue, herum, wo sie auf überwiegend weiße,
junge Geschäftsleute mit Handy am Ohr, trifft.
An teuren Vorstadthäusern vorbei, alle gesichert mit Kameras,
hohen Mauern und Stacheldraht, bringt uns der Bus zur Vermietstation
von Britz, im nördlichen Industriegebiet der Stadt.
Von zu Hause hatten wir uns für einen Landy entschieden. Komplett
für einen Campingurlaub ausgerüstet, kostet uns der fahrbare
Untersatz mit Versicherung stolze 175 EUR pro Tag.
Am Schalter händigt mir die Dame distanziert und kühl
eine Menge Infomaterial aus, Warnhinweise für Fahrten mit ungewohntem
Gefährt auf ungewohnten Pisten, der Umgang mit dem schweren
Wagen, Linksverkehr, Zahlen über Unfälle mit Verletzten
und toten Urlaubern in der letzten Zeit. Den ganzen Krempel muss
ich unterschreiben und somit bestätigen, dass von nun an der
Geier über uns kreist, und wir im Falle des Unglücks nicht
erzählen können, wir hätten von all dem nichts gewusst.
Als ich ihr erzähle, dass ich zu Hause einen Landy fahre und
mich mit diesem Gefährt sehr gut auskenne, verfliegt ihre Sorge,
wieder einmal einem Greenhorn ein teures Auto zu überlassen,
was zu 15% als Totalschaden zurückkommt, auf einmal. Sie will
sogar ein Bild von Greenlandy sehen und diskutiert mit mir über
Vor- und Nachteile zwischen Tdi und Td5.
Der Papierkram ist schnell erledigt, und draußen steht bereits
der Landy, der mir vom deutschsprachigen Mechaniker erklärt
wird. Der Wagen ist mit Campingmaterial für 4 Personen ausgerüstet,
zusätzlich Kühlschrank, Wassertank, großem Dieseltank
und vielen kleinen Helferlein. Die Schlafsäcke sind für
arktische Temperaturen ausgelegt, so dass unsere mitgebrachten dünnen
Innenschlafsäcke perfekt wären...tja, wären sie nicht
irgendwo auf der Welt mit der Alukiste verschollen.
Rein äußerlich macht der Wagen einen super Eindruck.
Für 85000 km Laufleistung auf diversen Pisten ist kein Steinschlag
und Rostansatz zu sehen. Allerdings befindet sich auf dem weißen
Lack an vielen Stellen schwarzer Nebel von Sprühdosen...(nach
300 km kam es zum Tageslicht: Stoßstange, Unterboden und Achsen
zeigten ihre ´normale´ Farbe: Braun vom Flugrost; dazu
rostige Kratzer und andere kleine Macken!
Sämtliche schwarzen Bauteile - auch Radkästeninnenseiten!
- werden wohl nach jeder Vermietung einfach mit schwarzem Sprühlack
überzogen. So glänzt das gute Stück jedesmal wie
ein Neuwagen!)
Nach einer guten halben Stunde verlassen wir mit dem Landy das
Gelände und begeben uns in das Hauptstadtgewühl. Erste
Eingewöhnung auf der linken Straßenseite mit der linken
Hand zu schalten, wo es bei afrikanischen Landys wohl keinen 2.
Gang gibt! Jedenfalls nicht bei unserem. So scheint es wenigstens:
Ampel grün, 1.Gang, Gas, kuppeln, 2.Gang...stottern, keine
Beschleunigung... wieder im 4. gelandet! So geht das am Anfang ständig.
Die hohe Anzahl der Vormieter hat ganz schön in den Gängen
gerührt. Beim Runterschalten aus dem 5. Gang ist ebenfalls
viel Kraft nötig. Der Ganghebel scheint oben rechts festgenagelt
zu sein. Bis man den frei hat, ist soviel Geschwindigkeit verloren,
dass sich der 4. Gang gar nicht mehr lohnt und man gleich den 3.
nimmt.
Der Tank ist fast leer, so dass die nächste Tankstelle uns
gehört. Beim Einbiegen auf das Tankstellengelände werden
wir sofort von zwei, drei wild mit den Armen herumfuchtelnden Männern
herangewunken und eingewiesen. So wird das in Zukunft an jeder Tankstelle
im Land sein: Pro Zapfsäule stehen bis zu drei Leute herum
(Angestellte); einer tankt, der zweite macht mehr oder weniger fast
alle Scheiben ein bißchen sauber und der dritte kassiert ab.
Und zwar immer in bar. Passendes Wechselgeld ist dann fast nie bis
auf den letzten Cent vorhanden, so dass die Jungs immer ein bißchen
Trinkgeld behalten dürfen. Je nach Alter der Zapfsäule
beträgt dann die Fließgeschwindigkeit des edlen Saftes
so um den Liter pro 10 Sekunden. Man hat also beim Tanken mit 120
Liter Tank viel Zeit und kann sich von fliegenden Händlern
vollquatschen lassen, die einen mit wichtigen Dingen versorgen möchten.
Sprit ist billig, umgerechnet kostet der Liter ca. 40-45 Eurocent.
Über die belebte Independence Avenue fahren wir zum Südrand
der Stadt, wo sich das Safari Hotel befindet. Ein großer Hotelkomplex
mit dem Safari (3 Sterne) und Safari Court Hotel (4 Sterne) mit
Pool und gemütlichem Biergarten. Die
Preise im Safari sind o.k., das Doppelzimmer kostet zwischen 60,-
und 70,- EUR inkl. Frühstück. Sämtliche Zimmer liegen
in Nebengebäuden, wo schon hier und da der Putz abblättert.
Alles in allem aber ein gutes Hotel für die ersten oder letzten
Urlaubstage in Windhoek. Dazu gibt es noch einen kostenlosen Shuttleservice
in die Stadt.
Wir checken für zwei Nächte ein, bringen unser Gepäck
ins Zimmer und setzen uns in den leeren Biergarten am Pool. Mittlerweile
ist es Mittag, die Sonne brennt bei schwülen 30 Grad senkrecht
vom Himmel herunter. Ausruhen ist angesagt, die ersten Eindrücke
verarbeiten.
Am Nachmittag fahren wir wieder in die Stadt, um die ersten Einkäufe
für die weitere Tour zu erledigen. Vor allem brauchen wir Verpflegung
und Wasser. Bei Pick´n Pay in der Post Street Mall finden
wir alles.
So decken wir uns mit dem Nötigsten ein und verstauen das meiste
im Kühlschrank. Grillzeug und weitere Verpflegung werden wir
unterwegs kaufen.
Draußen sind inzwischen riesige Gewitterwolken aufgezogen
und verdunkeln mit entferntem Grummeln die Nachmittagssonne. Den
Landy haben wir auf einem bewachten Parkplatz abgestellt. Zur üblichen
Parkgebühr von umgerechnet 0,15 EUR (1 NAM-$) kommt noch mal
die Hälfte für den persönlichen Wächter hinzu,
der immer ein Auge auf das Auto wirft. So steht man sicher und braucht
sich keine Sorgen um sein Fahrzeug zu machen.
Auch sonst stehen überall in den Städten Parkwächter
an fast allen Parkplätzen. Junge Leute, die ein "Parking
Security" o.ä. auf ihrer Weste stehen haben und für
kleines Geld die Autos bewachen. Jeder ist so für einen bestimmten
überschaubaren Abschnitt zuständig. Eine Art Visitenkarte
an der Scheibe zeigt an: ´Dieses Auto wird bewacht.´
Es fängt an zu schütten. Dicke Wassertropfen hämmern
auf das Auto. Die erste Bewährungsprobe für die zu erwartenden
Wassereinbrüche. Tatsächlich: an den A-Säulen tröpfelt
es oben herein.
Als wir nach ein paar Minuten am Hotel ankommen, ist der Schauer
vorüber und die Straßen dampfen in der Abendsonne.
Die Müdigkeit und der vergangene Nachtflug machen sich bemerkbar;
nach dem Essen im Hotel sind wir früh im Zimmer.
3. Tag, 03.11. Windhoek
Mit
dem Hotelbus fahren wir in die Stadt. Wir laufen die Hauptstrasse
entlang und wissen noch gar nicht so richtig, wo wir überhaupt
hin wollen. Hektisches Treiben am frühen Vormittag. Irgendwie
stehen wir jedem im Weg.
Wir flüchten in die Luisen-Apotheke, um uns über Malaria
zu informieren. Die Verkäuferin spricht Deutsch und klärt
uns über die aktuelle Situation auf. Im Süden des Landes
und an der Küste bestehe keine Gefahr, im Norden ist Prophylaxe
angeraten (wir hatten ähnliche Informationen aus Deutschland).
Da wir aber erst in zwei Wochen im Norden sind und über Swakopmund
fahren, empfiehlt sie uns die dortige Adler-Apotheke. Da könnten
wir weitere Infos bekommen und entsprechende Medikamente kaufen.
Weiter geht die Erkundung der übersichtlichen Innenstadt. Christuskirche
und Reiterdenkmal, dann zurück zur Independence Avenue.
Nach ein paar Stunden sind wir wieder im Hotel. Das Gepäck
ist immer noch nicht eingetroffen, so dass ich beim Flughafen anrufe.
Die wissen aber auch nichts Neues. Nächste Möglichkeit
ist ein Anruf bei LTU in Düsseldorf. Per Handy erreiche ich
jemanden und schildere ihm den Vorfall. Erstaunlicherweise wissen
die in Deutschland schon Bescheid und haben das Gepäck lokalisiert:
Es sei in Düsseldorf falsch verladen worden und befindet sich
nun in Mombasa. Da es von dort keinen Direktflug nach Windhoek gibt,
fliegt es wieder nach Deutschland zurück, um in zwei Tagen
über München einen weiteren Versuch zu starten. Nun denn,
immerhin ist das Gepäck noch da (zumindest auf dem selben Kontinent)
und nicht gestohlen. Ich buchstabiere dem guten Mann den Namen unserer
Unterkunft, wo wir in drei Tagen sein werden, und hoffe, das wir
das Gepäck jemals wiedersehen.
Wir
machen uns am Nachmittag auf den Weg in den Daan Viljoen Park, ca.
25 km westlich der Stadt. Es handelt sich dabei um ein kleines Tierreservat
mit Campingplatz. Viel erwarten wir allerdings nicht von dem Ausflug,
sind aber dann positiv überrascht, als plötzlich Giraffen
am Wegesrand stehen. Auch Gnus und andere Antilopen kreuzen unseren
Weg. Paula macht es viel Spaß und auch wir finden das einen
gelungenen Einstand in die Tierwelt Namibias.
Da Paulas Kleidung zur Neige geht, müssen wir noch einmal in
die Stadt, um für sie das Nötigste einzukaufen. Die Rechnungen
werden natürlich aufbewahrt und der Fluggesellschaft überreicht...
Letzter Abend im Hotel und am Pool, morgen geht es los! |
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